DienstTag - Menschen, die Staat machen

Folge 15: Domenic Stamm, Der Lokführer

Menschen, die Staat machen

Veröffentlicht am 12.12.2023 / 08:48

Anmerkungen

„Wer über die Gleise geht, fährt bei mir nicht mit“

 

Kommunikation ist fast alles im „System Bahn“, findet Domenic Stamm, Lokführer aus Halle/Saale. Der Rest ist Flexibilität und Improvisation.

 

In den Regionalbahnen der Deutschen Bahn ist immer viel los, aber in der 9-Euro-Ticket-Zeit herrschte Ausnahmezustand, erinnert sich Stamm in der Dezember-Folge von DienstTag: „Samstag-Nachmittags, Richtung Leipzig. Die standen wie die Heringe. Da verzögert sich das Ein- und Aussteigen und die Abfahrten schon mal. Allein wegen der vielen Fahrräder. Da muss man als Lokführer viel kommunizieren, um die Leute bei Laune zu halten.“ Kommunikation ist für Domenic Stamm kein Problem. Der 27-jährige „Eisenbahner im Betriebsdienst“, so die offizielle Berufsbezeichnung, fährt ohnehin mehrgleisig - Gewerkschaftlich aktiv in der GDL, Party-Veranstalter, DJ und Fußball-Schiedsrichter, alles neben dem Schichtdienst bei der Bahn. Flexibilität ist ein Schlüsselbegriff seiner Jobbeschreibung. Kein Tag ist wie der andere, ständig neue Strecken, Schichten und Aufgaben.

 

So sehr Stamm seinen Job als Lokführer auch liebt, kritisiert er doch den Gesamtzustand der Bahn: „Der Fisch fängt am Kopf an zu stinken. Seit der Ära des Vorstandsvorsitzenden Mehdorn wurde die Bahn kaputtgespart und jetzt müssen wir das System mühsam wieder aufbauen. Hierfür sollten auch die Arbeitsbedingungen dringend verbessert werden. Nicht nur die Bezahlung, sondern auch die Arbeitszeiten, vor allem im Schichtdienst.“ Richtig in Rage gerät Domenic Stamm auch, wenn er von der Unvernunft und Rücksichtslosigkeit mancher Bahnkunden erzählt: „Zum Glück hatte ich selber noch keinen Personenschaden, aber es ist unglaublich, wie leichtsinnig manche Leute sind. Die rennen, nur um einen Zug zu bekommen, quer über die Gleise. Und wenn dann eine Durchfahrt mit 160 km/h käme… unverantwortlich! Wer über die Gleise geht, fährt bei mir jedenfalls nicht mit.“